Bei allen
Schwangeren wird regelmäßig Blutdruck kontrolliert. Das ist sehr wichtig, weil
es schwangerschaftstypische Erkrankungen gibt, die mit erhöhtem Blutdruck
einhergehen. Als dicke „Risikoschwangere“ fielen dann auch wie „erwartet“
gleich leicht erhöhte Werte auf. Es ärgerte mich sehr dem Klischee der dicken
Blutdruckpatientin zu entsprechen, bzw. der kränkelnde „Beweis“ für Adipositas
Folgeerkrankungen zu sein.
Daraus, dass
die Werte schon am Anfang der Schwangerschaft erhöht waren, ließ sich
schließen, dass sie möglicherweise schon vor der Schwangerschaft erhöht waren.
Bei den oben erwähnten schwangerschaftseigenen Erkrankungen tritt ein
Bluthochdruck meist erst ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel auf.
Meine Ärztin
war sehr nett und stimmte zu, dass ein einzelner Wert noch keinen Bluthochdruck
ausmacht. Weil sie mich jedoch schon im Verdacht hatte, verschrieb sie mir
zeitnah ein Heim-Messgerät. Dreimal täglich stellte ich nun leicht erhöhte
Werte fest, besonders während der Arbeitszeiten. Aus der Sorge heraus, dass ein
erhöhter Druck im System schädigend sein könnte, bekam ich nach einiger
Beobachtung Metyhldopa, einen Blutdrucksenker verschrieben. Ziemlich parallel
kam es zu einer Auszeit bei der Arbeit und rasch normalisierten sich die Werte.
Dafür bekam
ich massive Magen-Darm-Probleme. So stark und so anhaltend, dass ich nichts
außer Zwieback mehr zu mir nehmen mochte. Die Tabletten ließ ich daher auch
irgendwann weg und im Verlauf ging es
mir dann auch wieder besser. Die Blutdruckwerte blieben trotz weglassen der
Tabletten im Normalbereich. Da im Beipackzettel des Medikamentes „gastrointestinale“
Probleme beschrieben waren, sprach ich meine Ärztin nachträglich darauf an, ob
meine Beschwerden möglicherweise durch die Tabletten hervorgerufen worden
waren. Sie hielt das für höchst unwahrscheinlich, da sie das Medikament
häufiger verschreibe (Anmerkung: die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten
für Schwangerschaftshochdruck sind sehr begrenzt) und vergleichbares bei
anderen Patienten nicht beobachtet habe.
Erst im
letzten Schwangerschaftsdrittel kam es wieder zu erhöhten Blutdruckwerten, so
dass ich die Tabletten erneut einnehmen sollte. Plötzlich ging es mit den
Magen-Darm-Beschwerden wieder los. Über Tage, über Wochen. So schlecht habe ich
mich selten im Leben gefühlt. Von einer Zunahme in der Schwangerschaft war auch
überhaupt keine Rede… im Gegenteil, ich nahm fast 10 Kilogramm ab, was aber in
Bezug auf mein Gesamtgewicht niemanden sorgte, da bei den weiteren
Untersuchungen mit dem Baby alles in Ordnung war.
Höhepunkt
war ein Hausarzt, der auf meine Verzweiflung mit dem Spruch: „Jetzt flippen sie
mal nicht aus, ihr Baby schwimmt nicht in Scheiße“ reagierte. So sehr ich mich
auch ärgerte, letztlich hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. Schlecht wie
es mir ging, blieb trotzdem meine größte Angst, dass die ganze Geschichte
meinem Baby schaden könnte.
Der
errechnete Geburtstermin rückte nun langsam näher und als dann in einer Blutuntersuchung
die Leberwerte von normalen zu plötzlich leicht erhöhten Werten wechselten,
wurden auch die Ärzte nervös. Ich musste nun sehr engmaschig Blut abnehmen
lassen und wurde mehrmals zu Kontrollen im Krankenhaus einbestellt. (Für Interessierte: Sorge war,
dass es sich um ein HELLP-Syndrom handeln könnte.)
Nochmal nahm
ich mir den Beipackzettel vor, in dem neben Magen-Darm-Beschwerden auch Colitis
(Darmentzündungen) und Hepatitis (Leberentzündung) beschrieben waren. Es
reichte mir und ich beschloss mit den Tabletten endgültig aufzuhören. Die Ärzte
stimmten zu, denn auch weiterhin war mein Blutdruck allenfalls leicht
erhöht (in klinischen Beschreibungen: hochnormale Werte bis Hypertension 1.
Grades) und das wollte ich lieber in Kauf nehmen als die höchstwahrscheinlichen
Nebenwirkungen des Medikamentes. Und tatsächlich ging es mir wieder besser.
Meine Beschwerden gingen zurück und die Leberwerte normalisierten sich wieder. Schönere
letzte Wochen vor Ende der Schwangerschaft hätte ich mir nicht ausmalen können.
Mir ging es wieder gut (und auffällige Blutdruckwerte bestanden seit der Geburt gar nicht mehr).
Anmerkung: dieses
hier ist nur mein Fall und nicht als allgemeingültig oder als medizinischer Rat
zu betrachten. Schwangerschaftshochdruck kann gefährlich für Mutter und Kind
werden und es ist daher sehr wichtig die Therapie / Kontrolle eng mit den
behandelnden Medizinern abzustimmen. Keinesfalls rate ich Medikamente aus
Prinzip abzulehnen oder unbesprochen abzusetzen.
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